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Gekonnt geknödelt

Lohmarer Blasorchester glänzte musikalisch-kulinarisch beim Frühjahrskonzert

Lohmar. Natürlich könne er Knödel kochen, beteuerte Dirigent David M. Witsch schon fast entrüstetbeim Auftritt des Lohmarer Blasorchesters in der Jabachhalle. Die korrekte Zubereitung dieser Kartoffelspeise war eine Facette im traditionellen Frühjahrskonzert des Vereins, der in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiern kann. Schließlich war dieses Konzert von der Vorspeise bis zum Dessert als musikalisches Sterne-Menü konzipiert worden, und das traf in jeder Hinsicht den Geschmack der gut 350 Zuhörer. Für Witsch und Simon Schilling zudem Anlass genug, neben musikalischen Aspekten eine kleine Cocktailkunde einzubauen und mit dem Publikum über die korrekte Zubereitung von Löwenzahnsalat zu plaudern.

Es ist schon erstaunlich, wie viele Komponisten sich von gepflegten Speisen und gehobener Gastronomie inspirieren ließen. So stammte die Musik zum Gemüsegang Ratatouille aus dem gleichnamigen Disney-Film und im Udo Jürgens - Medley zeigte sich, dass der Österreicher mit Stücken wie "Aber bitte mit Sahne", "Merci Cherie" und "Griechischer Wein" praktisch eine ganze Speisekarte rauf und runter komponiert hatte. Sogar an den schrägen "Rock Lobster" der amerikanischen New Wave - Band B 52s wagte sich das Orchester erfolgreich. Das leider immer noch dünn besetzte Aufbauorchester steuerte das sehr pfiffige "Fast Food" von Peter Kleine Schaars bei.

(Foto: Peters)

Gesungene Speisekarte

Seit einem Jahr führt David M. Witsch den bei den Lohmarern bislang verpönten Taktstock und ist damit längst in die Fußstapfen seines langjährigen Vorgängers Michael Tappert hineigewachsen. Fast scheint es, als hätte sich das ohnehin exzellent aufgestellte Orchester sich noch weiter entwickelt, so elegant, schwungvoll und souverän präsentierten sich die Musikerinnen und Musiker.

Das zeigten gerade die eher symphonisch angelegten Stücke, wie der dreiteiligen Irland-Hommage "Lord Tullamore" des niederländischen Komponisten Carl Wittrock, die natürlich auch dem gleichnamigen Whiskey galt. Atmosphärisch dicht und emotional kame die Bläsersätze an, während auch die in der letzten Reihe platzierte Rhythmusabteilung ordentlich zu tun hatte.

Die Chemie zwischen dem Orchester und dem erst 29-jährigen Leiter scheint also zu stimmen, der bei seinem ersten eigenständigen Konzert in der Jabachhalle an der Seite von Ute Warmuth auch als Sänger reüsasierte, mit - natürlich - der "Knödel-Polka".

David M. Witsch sang mit Ute Warmuth die "Knödel-Polka" (Foto: Peters)

Und schließlich konnte das Orchester von Lohmar sogar sie Speisekarte des amerikansichen Edelrestaurants "Everest" im fernen Baltimore beeinflussen. Dessen exzellente Küche hatte nicht nur dn Komponisten Jacob de Haan zu einem Marsch angeregt, der in der Jabachhalle gespielt wurde. Von der "Everst" - Internetseite stammte auch das Dessert, das das Orchester als Motiv für die Plakate und Programmhefte verwenden durfte. Womöglich ermuntert durch die Anfrage aus Deutschland wurde es nach einem Jahr Abwesenheit wieder aif die Speisekarte  des "Everest" gesetzt.

(Markus Peters im Kölner Stadtanzeiger, Lokalausgabe Rhein-Sieg, am 8. April 2019)

Lohmarer Neujahrskonzert: Hochklassige Musik und Ballett


Das große Finale: Kinder der beiden Ballettschulen, Chor, und Doppel-Orchester auf der Bühne der Jabachhalle  (Foto: Morich)

Zum dritten Mal nach 2015 und 2017 wurde am 13. Januar 2019 zum festlichen Lohmarer Neujahrskonzert in die Jabachhalle eingeladen. Statt professionelle Künstler auf die Bühne zu holen, hatte man sich erneut die Stärke des einheimischen Kulturlebens zu Nutze gemacht und die beiden großen Orchester der Stadt zur Mitwirkung gebeten: das Blasorchester Neuhonrath und das Lohmarer Blasorchester. Hinzu kamen Könner der städtischen Musik- und Kunstschule, der Honrather Chor "La Voce" sowie Tänzerinnen der Ballettschulen Im Hofgarten (Lohmar-Ort) und Ena Stepanek (Wahlscheid). Die Koordination und Regie des Konzertes hatte das Lohmarer Blasorchester übernommen, unterstützt von der Stadtverwaltung. Moderator war Markus Schwedes, der Vorsitzende des Lohmarer Blasorchesters.


Ballettschule Ena Stepanek: "Tanz der Schwänchen"  (Foto: Morich)

In der ersten Konzerthälfte erfreute das von Thomas Zerbes dirigierte Neuhonrather Blasorchester die Gäste mit der prächtigen Feuerwerksmusik von Händel, der "Music for Life" von Philip Sparke und einem fetzigen Medley aus dem Musical "Starlight Express" von Andrew Lloyd Webber. In der zweiten Hälfte mischten sich beide Blasorchester auf der großen Bühne zu einem gewaltigen Klangkörper mit mehr als 80 Musikern, die abwechselnd von Thomas Zerbes und dem Lohmarer Dirigenten David M. Witsch geleitet wurden. Bei fünf gegenseitigen Besuchen hatten die Orchester mit "Marchissimo" einen Titel von Philip Sparke sowie die beste Musik aus dem Animationsfilm "Ratatouille" einstudiert.


Pianist Marius Cosmin Boeru (l.) und Moderator Markus Schwedes  (Foto: Morich)

Als hochklassiger, gemischter Chor aus Honrath zeigte sich "La Voce", der unter der Leitung von Mark Rosenthal populäre Titel aus der Nachkriegszeit brachte. Als Könner von der Musik- und Kunstschule faszinierten der Pianist Marius Cosmin Boeru und das Gitarren-Duo Lilly Mann und Noah Adelmann. Eine Augenweide waren die Tänze der beiden Ballettschulen. Mit dem von allen Musikern und Sängern präsentierten "Hallelujah Trail" (Elmer Bernstein) ging das großartige Neujahrskonzert zu Ende.


Ballettschule im Hofgarten: "Giselle" von Adolphe Adam  (Foto: Morich)

(Jürgen Morich am 3. Februar 2019 im Lohmarer Stadtanzeiger)

Brillante Mischung auf hohem Niveau

Neujahrskonzert in Lohmar mit Tanz, Gesang und jungen Gitarrentalenten

Lohmar. "Man kann schon zufrieden sein", sagte Moderator Markus Schwedes über das "Marchissimo" des "Vereinigten Blasorchesters Lohmar und Neuhonrath", wie er es nannte. Die Begeisterung der rund 500 Gäste des Lohmarer Neujahrskonzerts zeigte, dass die Einschätzung Schwedes - zugleich Vorsitzender der Lohmarer Bläser - für die komplette Veranstaltung gelten konnte.


Glanzlicht des Neujahrskonzertes: das "Vereinigte Blasorchester Lohmar und Neuhonrath",
hier unter der Leitung von David Witsch (Foto: Lorber)


Eine wundervolle und kurzweilige Mischung aus Musiken, Tänzen und Gesang gelang den Machern. Es gab zahlreiche Schmankerl an diesem Abend, etwa das "Moon River" des Honrather Chores "La Voce", das mit seiner Sanftheit, geschmeidigen Übergängen und fesselnden Dynamik mitriss.

Aus dem Gassenhauer wurde ein geschliffener Chorsatz

Wie aus einem Gassenhauer "Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett" ein geschliffener Chorsatz werden kann, zeigte Viola Engelbrechts Arrangement. Doch entfaltet das Stück seine Wirkung erst dann, wenn es mit derart präzisen und von allen Sängerinnen und Sängern schlaggenauen Endungen ausgeführt wird, wie es Dirigent Mark Rosenthal den Seinen mit eindringlichem Dirigat verordnete.

Sämtliche Blasorchesterstücke punkteten mit einer Brillanz, wie sie von Laienorchestern selten zu hören ist. Das galt für die "Starlight Express Selection", die das Blasorchester Neuhonrath alleine verantwortete, ebenso wie für den gemeinsam mit den Lohmarer Kollegen angestimmten "Radetzky-Marsch", den die Gäste à la ZDF-Neujahrskonzert im Klatschrhythmus begleiteten.

Staunenswert war der Auftritt des Gitarren-Duos Lilly Mann und Noah Adelmann, das sich gelassen und selbstbewusst durch seine durchaus komplexen Stücke spielte. Höchsten Respekt verdiente sich die große technische Reife der beiden Talente, die sie die Herausforderungen in Carullis "Larghetto sostenuto & Thème de Jocondo" spielerisch meistern ließ.


Die hohen technischen Hürden meisterte das Gitarrenduo Lilly Mann und Noah Adelmann (Foto: Lorber)


Erfrischenden optischen Kontrast gab es von den Tänzerinnen der Wahlscheider Ballettschule Ena Stepanek und der Ballettschule im Hofgarten, die in der Stadt ihr Zuhause hat. Mit Tänzen zu Robert Schumann "Spieluhr", Saint-Saens' "Schwänchen" und Offenbachs "Can Can" erwarben sich die unterschiedlichen Gruppen aus Lohmar-Wahlscheid die Sympathien.

Die Lohmarer Ballettschule wartete mit einer "Quadrille" (Johann Strauß Vater) ihrer Kleinsten oder einem Tanz zu "Giselles Freundinnen" (Adam) auf und präsentierte mit Malou Etscheid, Zoe Weber und Amelie Lagauw gleich drei versierte Solotänzerinnen.

Mit zwei brillanten Klavierstücken Chopins fesselte Marius Cosmin Boeru die Besucher. Dabei stellte der gebürtige Rumäne ausgesprochen differenziert den romantischen und feinnervigen Duktus des "Walzer in cis-moll" dem der feierlichen, mit federnden Akkorden ausgestatteten "Polonaise in As-Dur" gegenüber. Ein Füllhorn an geradezu irrwitzigen Läufen und Trillern schüttete Boeru mit seinem Spiel aus - alles auf höchst virtuosem Niveau.

(Peter Lorber am 15.01.2019 im Kölner Stadt-Anzeiger Rhein-Sieg)