Gegenseitig das Publikum weggeschnappt
30.11.-0001

Gegenseitig das Publikum weggeschnappt

Lohmarer Musikfreunde hatten die Qual der Wahl zwischen zwei vorzüglichen Konzerten

LOHMAR. Eigentlich hat das Jahr genug Wochenenden, um Kulturtermine zu entzerren. Und es ist schwer nachvollziehbar, wieso die Verantwortlichen in der Wahlscheider Bartholomäuskirche und in der Jabachhalle, also im Abstand von sechs Kilometern, nur um eineinhalb Stunden zeitversetzt zwei Konzerte ansetzten, von denen jedes wegen seines vorzüglichen Programms höchste Aufmerksamkeit verdient hatte. Schade. Denn so haben sich die insgesamt sieben Lohmarer Ensembles einen Großteil potentieller Gäste gegenseitig weggeschnappt.

Zum großen Gemeinschaftskonzert in der Jabachhalle verbündeten sich die Männerchöre Liederkranz Birk und Lohmar (Dirigent beider Chöre ist Peter Neßhöver), der Pfarrchor St. Cäcilia Lohmar (Dirigent Andreas Janich) und das Blasorchester Lohmar. Dessen musikalischer Leiter Michael Tappert hatte, wie die Macher lobten, die Hauptlast zu stemmen, indem er die gemeinsam vorgetragenen Werke zum Teil für Chor und Orchester neu arrangieren musste. Ganze Arbeit hat da Tappert geleistet, denn diese Stücke hörten sich an, als seinen sie füreinander geschaffen worden. Etwa das 'Lobet den Herrn der Welt' (Trumpet Voluntary - Willy Trapp), das durch seine von dne Bläsern gemalte Mächtigkeit einerseits und der teils behutsamen Intonation des Pfarrchors bestach. Dieser glänzte außerdem durch außergewöhnlich präzise Endungen, etwa bei Beethovens 'Ode an die Freude'. Der Leckerbissen indes war der 'Millenium Song' des großen Blasmusikkomponisten Kees Vlak, wo Janich sorgfältig die hymnischen Elemente herausarbeitete und die Unter- und Oberstimmen der Cäcilia fein kontrastieren ließ.

Die beiden Männerchöre nutzten ihre Liaison mit dem Orchester, um den Priesterchor aus der Zauberflöte, den Jägerchor (Freischütz) und den Matrosenchor (Der fliegende Holländer - Wagner) in ein fulminantes Klangbild zu hüllen.  A capella punkteten die Sänger mit 'Mala Moja' und  'Der Rose'. Das Blasorchester gab auch alleine Belege seiner hohen Spielkunst ab. Mit der herrlichen Ouvertüre der Mozartoper 'La Clemenza di Titus', wo Tappert ausufernd und beschwingt agieren ließ. Bei den wundervollen 'Twinkling Flutes' räumte er seinen vier Flötistinnen großen Spielraum ein, den diese eindrucksvoll nutzten.  ..................(Rhein-Sieg-Rundschau vom 3.11.2007)