Über Generationen hinweg
Blasorchester traf Ton und Geschmack seiner Zuhörer
Sogar Winnetou und Old Shatterhand waren musikalisch zu Gast VON BARBARA KREUZER
Lohmar - Es ist selten geworden, was dem Lohmarer Blasorchester spielend gelingt: Gehör und Gefallen zu finden bei einem Publikum, das bunter kaum sein könnte. Von kleinen Mädchen im Vorschulalter bis zu längst ergrauten Herren - zum Frühjahrskonzert waren sie am vergangenen Wochenende alle gekommen, die Stuhlreihen der Jabachhalle zu füllen. Doch auch auf der Bühne vereinten sich etwa 60 Musiker im Alter von 12 bis 74 Jahren mit Trompeten, Flöten und einheitlichen Blazern zu einem Orchester, dessen Repertoire Volks- und Popmusik ebenso umfasst wie Klassik und Jazz. Populäre Melodien aus 'Mary Poppins' und ein Medley zu 'Winnetou und Old Shatterhand', Paso doble in Form des 'Spanischen Marsches' und die Schnellpolka 'Unter Donner und Blitz' von Johann Strauss standen ebenso im und auf dem Programm, wie Stücke von Freddie Mercury und Andrew Lloyd Webber. Längst wippen im Publikum Füße und Köpfe im bekannten Takt.
Unter der Leitung des Dirigenten Michael Tappert, der selbst im Korps von Polizei und Bundeswehr sowie an der Kölner Oper trompetete, beweist das Orchester aber nicht nur Vielfalt, sondern vor allem auch musikalische Einheit und Präzision. Im 'Couleur Chorus' von Daniel Brunner stellen sich die einzelnen Instrumentengruppen als verschiedene 'Chorfarben' vor: So gibt es zunächst kurze Soli von Querflöte und Oboe, Posaune und Tuba, die sich im Anstieg von Tempo und Lautstärke später zu einem spannungsvollen Arrangement und beeindruckenden Vortrag entwickeln und schließlich schallenden Applaus ernten.
Den Geschmack ihrer Zuhörer trafen die Musiker des Lohmarer Blasorchesters gleich über Generationen hinweg. (Foto: Barbara Kreuzer) |
Doch, wie in Blasorchestern üblich, gibt
es auch in den Reihen des Lohmarer Vereins längst nicht mehr nur Bläser. Mit
Instrumenten wie Pauke und Becken hat sich auch die Besetzung um so manches
Talent erweitert: Thorsten Leyens ist Schlagzeuger. Bereits im Alter von vier
Jahren trommelte er wahlweise mit ungekochten Spaghetti oder den Stricknadeln
seiner Mutter - vorzugsweise auf dem Mülleimer. 'Ganz natürlich' ist es da, so
meint der 21-Jährige mit dem verschmitzten Lächeln, dass er heute das
dunkelgrüne Jackett des Orchesters trägt. Zum Frühjahrskonzert spielte der
Solist 'Mallet Man' am Xylophon. Ein Bravourstück des Komponisten Karel Zuna und
wegen seiner rasanten Geschwindigkeit eine Herausforderung für den jungen
Musiker. Michael Tappert tupfte ihm vorab mit seinem Einstecktuch die Stirn. Der
junge Musiker zeigte Talent. Er spielte das schwierige Stück absolut souverän
und fehlerfrei.
(Rhein-Sieg-Anzeiger vom 24.03.2009)