Orchesterausflug 2018 nach Andernach
18.10.2018

Beinahe nicht nass geworden - Der LBO-Orchesterausflug 2018

Unter dem Hügel aufgehäufter rötlicher Steine brodelte es kurz, dann rülpste sich eine Art farbloser Qualle aus dem Steinhaufen heraus, es entwickelte sich ein überdimensionierter Rohrbruch und wuchs immer mehr nach oben, das stieg und stieg und musste sich dabei heftig gegen die wieder zurückfallenden Wassermassen behaupten. Es wurde feucht ringsum. Der Kaltwasser-Geysir von Andernach, ein durch Kohlenstoffdioxid-Anreicherung aus der Tiefe temporär ausbrechender Springbrunnen von der Sorte XXL, größtes Exemplar seiner Art auf diesem Globus, kletterte nach und nach in die unglaubliche Höhe von 60 Metern. Andernachs Bio-Sehenswürdigkeit war pünktlich da und präsentierte sich für etwas mehr als zehn Minuten und machte die zu nahe Stehenden feucht, bevor der unterirdische Druck nachließ und der Riesenspringbrunnen allmählich bis zum nächsten pünktlichen Ausbruch in seinen Steinhaufen zurücksank.


Zu den Zuschauern des Wasserschauspiels gehörte auch eine Gruppe von 30 Mitgliedern des Lohmarer Blasorchesters, dazu etwa 15 Angehörigen, die am 9. September von Lohmar aus (ohne vorheriges Frühstück) zum Orchester-Jahresausflug in die Stadt Andernach am Rhein gestartet waren. Sie waren zwischendurch im Alten Brauhaus zur Nette in Neuwied plangemäß zum Frühstück gelangt, das dann so gigantisch geraten war, dass in der ersten LBO-Probe am nachfolgenden Mittwoch noch fürsorglich eingepackte Reste zur Pause angeboten wurden. Das Alte Brauhaus war und bleibt in bester Erinnerung, man hatte dort schon 2016 vor dem Besuch der Marksburg gefrühstückt.

Das wärs eigentlich schon. Nein, nicht ganz. Am Nachmittag gaben die LBO-Mitglieder, auch die, die vom Geysir angefeuchtet und wieder trocken waren, in der Stadt ein kleines Platzkonzert, das eigentlich im Hof des Stadtmuseums (Offenes Denkmal) hätte stattfinden sollen. Weil dort aber dem Denkmal und der Offenheit zum Trotz niemand zum Zuhören stand oder saß, wurde das Konzert vor das Gebäude und vor immerhin ein Dutzend Zuhörer verlegt. Die spendeten freundlichen Beifall.

Entspannung war angesagt, nicht nur auf dem Schiff, das zuvor die Kaltwasser-Interessierten vom Geysir-Info-Zentrum in der Stadt (sehr informativ und sehenswert) auf das Geysir-Gelände etwas rheinaufwärts gegenüber und wieder zurück brachte (im Ticketpreis inbegriffen) und dabei Massen an Getränken umsetzte (nicht im Ticketpreis). Die LBO-Leute hatten schöne Gelegenheiten, sich an diesem Spätsommersonntag vor der kommenden Probensession mit dem neuen Dirigenten David M. Witsch etwas zu lockern. Der Neue lässt neben der Bewahrung des Bisherigen auch beherzte Ausgriffe auf künstlerisch und technisch anspruchsvollere Stücke oberhalb der Mittelstufe durchblicken. Das beweisen auch schon die ersten aufgelegten Notenblätter für das Frühjahrskonzert 2019. Und die Kommunikation zwischen Dirigent und Orchester flutscht, man muss nur das muntere e-Mail- und WhatsApp-Hin- und Her ansehen.

LBO-Mitglieder und –Angehörige hatten am 9. September nach dem improvisierten Promenadenkonzert noch etwas Zeit zum Flanieren und Gucken bis zum Abendessen in der Andernacher Schlossschänke. Andernach ist eine im Kern stark mittelalterlich geprägte Stadt, und sie hatte als wehrhafte Kommune am geografischen Schnittpunkt vielfältiger territorialer Interessen eine Menge Invasionen und Brandschatzungen abbekommen. Eigentlich ein Wunder, dass es diese Stadt noch gibt. Unser LBO-Vorsitzender Markus Schwedes hat das in der lesenswerten Broschüre ausführlich geschildert, die er (wie schon mehrmals) eigens für den Jahresausflug und zusätzlich zur Organisation herstellte. Er hat dafür Lob und Beifall verdient.

(Text: Waldemar Schmidt)