Orchesterfahrt Eppendorf 2015
30.11.-0001

LBO- Orchesterfahrt 2015 nach Eppendorf

Drei Gastdelegationen und drei Kapellen zum Städtepartnerschafts - Silberjubiläum

Das „bluetec“-Logo am Heck des Setra-Busses signalisierte: Hier wird mit blauer Abgasreinigungstechnik grün gefahren: Vom 25. bis 27. September waren 24 Aktive des Lohmarer Blasorchesters und 7 Begleitpersonen im sächsischen Eppendorf. Am Steuer saß der aufmerksame Sascha Meurer; er hatte das LBO auch schon 2012 nach Bonndorf im Schwarzwald gefahren. Die bluetec-Methode macht den Sechszylinder-Motor des Setra zum Umwelt-Riesenschoner (Saschas Kommentar: „480 PS…. zu wenig“), reinigt somit auch das Öko-Gewissen. Das sollte angesichts der aktuellen VW-Rußgeschichte doch irgendwie angemerkt werden…

Der LBO-Besuch in Sachsen sollte mit zur Begleitmusik zur 25 Jahrfeier der formellen Verschwisterung von Lohmar mit Eppendorf, der Geburtsstadt des berühmten DDR-Dramatikers Heiner Müller, beitragen. Die Offiziellen von PLuS-Europa (dem Lohmarer Städtepartnerschaftsverein) waren mit Ausnahme ihres Vorsitzenden Daniel Wuttke schon am Freitagmorgen in der Frühe weggefahren, besichtigten tagsüber en passant die Wartburg bei Eisenach. Das war den Musikern nicht vergönnt, ebenso wenig dem im LBO-Bus mitfahrenden Daniel Wuttke, denn es gab von Anfang an Umwege, die Zeit kosteten.

Es musste einiges quasi auf Zuruf improvisiert werden, vom LBO-Vorsitzenden Markus Schwedes sind allein drei schöne Plan-Ausarbeitungen bekannt, die letzte war kurz nach dem Verteilen auch wieder Makulatur. So geschah es, dass die MusikerInnen erst sehr spät am Freitagabend in den sächsischen Quartieren eintrafen. Hier zunächst der Bericht von Petra Vierkotten:

Massen von Damenslips und eine „Geschenk-Butike“

Auf der Hinfahrt hielt der Bus zunächst in Flöha, damit wir wenigstens die Schlüssel zur Pension „Da Ori“ abholen konnten. - Nach dem gemeinsamen Abendessen in Eppendorf fuhr dann der Busfahrer die Übernachtungsgäste nach Flöha.

Das war eine ganz besondere Strecke; teilweise durch eine Ampel organisiert, weil die holperige und enge Straße nur einspurigen Verkehr zulässt. Nach dem üppigen Abendessen um 23.30 Uhr war das nicht so magenfreundlich; aber wir lernten daraus, und die nächsten Fahrten konnte man mit einem Kümmerling besser überstehen.

Abgesehen von diesen abenteuerlichen Straßenverhältnissen hatte die Fahrt nach Flöha aber auch ihren eigenen Reiz: An einem ziemlich einsam gelegenen Haus hingen auf der Wäscheleine mindestens 30 Damenslips, was uns natürlich Anlass zu den wildesten Spekulationen gab. Es war dann immer ein großes Hallo, wenn wir an der Wäscheleine vorbeifuhren.

Am nächsten Tag hingen die Slips noch immer da; aber leider abends nicht mehr....

Dafür am nächsten Tag eine größere Anzahl von BHS...

Neben diesen immer sehr lustigen und spannungsreichen Pendelfahrten amüsierten wir uns in Flöha über eine „Geschenk-Budike“ und die örtliche Grundschule, die auch Sauna und Schwimmbad beherbergte…

Soweit Petras schöne Schilderung. -

Zur Qualität des vorbestellten gemeinsamen Abendessens im Eppendorfer „Prinz Albert“ müssen wir uns nicht unbedingt äußern. Wir räumen aber ein, dass ein harter Kern der Truppe bis nachts so um halb zwei Uhr oder noch etwas später zwecks „Braustolz“ (eine lokale Biermarke aus Chemnitz) in der prinzalbertinischen Gaststube klebte. Und das andere, das grüne Zeug in den kleinen Gläsern, die Tropfen aus Lauterbach, …..

Der Samstag war generalprobenfreier Feiertag. Dirigent Michael hatte am Mittwoch noch die dicken (Konzert-)Mappen der Nicht-Mitfahrer eingesammelt, damit man die Eppendorfer „Kranich“-Musiker mit Notenmaterial für den gemeinsamen Live-Auftritt am Samstagabend versorgen konnte.

Samstagmittags ging es nach Freiberg. Der direkte Weg vom Bus in die historische Altstadt gestaltete sich dann so, dass man einem auf grobem Kies platzierten Trödelmarkt, weil zwischendurch versehentlich im Kreis herumgegangen, zweimal begegnete, und das bei Nieselregen.

Auch der Besuch des Ratskellers am Freiberger Obermarkt um genau 12 Uhr mittags war zunächst etwas schwierig. Immerhin fand die Truppe im zweiten Anlauf den richtigen Eingang und setzte sich. Die PLuS-Europa-Offiziellen hatten sich mit den sieben Offiziellen der SIFA (Zweistädte-Partnerschaftsverein von Frouard und Pompey in Lothringen) sowie einer sechsköpfigen Offiziellen-Gruppe aus der niederschlesischen Partnerstadt Zarow (dem früheren Saarau) ebenfalls eingefunden.

Aufbau-Ost-Schönheit und Sächsische Gotik

Nach dem gemeinsamen Mittagessen gab es Sonne und Freigang. Einziger Fixpunkt war ein Besuch des Freiberger Domes mit seiner berühmten Silbermann-Orgel (von Gottfried S. erbaut, der von seinem elsässischen Bruder André der Konkurrenzvermeidung wegen nach Sachsen gescheucht worden war). Es gab eine Orgelsonate von Johann Sebastian B., und eine sachkundige Führung durch den ganz kurz vor der Reformation spätgotisch fertig gestellten und später barockisierten Dom.  

Die Städtepartnerschafts-Festveranstaltung am Abend fand im schön geschmückten Saal des Hotels „Prinz Albert“ statt, übrigens nur einen Tag, bevor dann am Sonntag die 25-Jahrfeier des Hotels gefeiert wurde, das zuvor einmal „Schäfers Gasthof“, dann einfach „Gasthof“ hieß. Musikalisch eingeleitet wurde die Veranstaltung von der 17-köpfigen Schülerband der Eppendorfer Heiner Müller-Haupt- und Realschule, dirigiert vom Schuldirektor Holger Bachmann persönlich.

Bachmann betreut zusammen mit zwei anderen Musiklehrern den „gewöhnlichen“ Musikunterricht der Klassen 7 bis 10, probt seit 2007 jeden Freitag zwei Stunden lang zusätzlich mit der Schulband, und muss sich natürlich damit abfinden, dass die gut geschulten Jungmusiker nach dem Abitur weg sind. Einige allerdings, betont er, blieben aus freien Stücken und stützten somit die Formation. Es wurden mit der Band schon CDs „mit böhmisch-mährischer Musik“  produziert, Holger Bachmann versprach: Wenn die Lohmarer wiederkommen, bringt er CDs mit.

Spätabendliches Promenadenkonzert

Der offizielle Teil der Festveranstaltung mit vielen optimistisch-freundlichen Reden, bunten Blumensträußen und kleinen Geschenken zwischen den Offiziellen sowie mit Zwischenmusiken der Schülerband kam zum Ende. Sodann bauten die Kranich-Musiker gemeinsam mit ihren LBO-Gästen Sitzgelegenheiten und Notenständer auf. Es wurde sehr eng auf der Bühne, aber das Dargebotene wurde dann, von Michael Tappert geleitet, ein Promenadenkonzert ganz nach dem Wunsch des Saales. Die Kranich-Leute erhielten die mitgebrachten dicken LBO-Mappen, wir nutzten zudem auch die dünnen schwarzen Ständchen-Mappen, und ganz zum Schluss tauchte noch eine grau-blaue schmale Eppendorfer Mappe auf: Märsche und andere Musiken aus dem Vogtland, speziell für eine Gemeinschaftskapelle der dortigen Instrumentbauer, die auch zu DDR-Zeiten nicht sozialisiert worden waren. Mein Horn freute sich zwangsläufig, es stammt aus Marktneukirchen im Vogtland und gehörte zunächst einem Mitglied der Sächsischen Staatskapelle Dresden.  

Die Eppendorfer „Kranich“-Kapelle besteht derzeit aus lediglich elf Leuten, ihre Situation ist schwierig auch deshalb, weil sie nur ganz wenige Auftritte erhalten. Die meisten Musiker sind auch in anderen, größeren Formationen engagiert. Es ist der kleinen Kapelle zu wünschen, dass in Eppendorf mit der Möglichkeit, volkstümliche Musik live gestalten und hören zu können, aufmerksamer umgegangen wird.

Am Sonntagvormittag konnte man es nach dem langen Festabend und einer langen Stärkung im Frühstücksraum (herrlich altmodisch mit Alt-Eppendorfer Bildern ausgestattet) gemütlich angehen lassen, also: Ortsbegehung. Die Eppendorfer evangelische Kirche aus dem 19. Jahrhundert (leider geschlossen, drinnen übte ein Organist) sieht dem Mormonen-Tempel in Salt Lake City / USA stilistisch sehr ähnlich, nur halt viel kleiner. Hier hat sich ein zeitbezogenes Stilempfinden transatlantisch ausgewirkt. Mehrere Produktions- und Verkaufsstätten von erzgebirgischem Kunsthandwerk außerdem, plötzlich von Freiberg kommend eine Vorbeifahrt von etwa 40 automobilen Altschätzchen, herrlich. Die Häuserfassaden der Stadt haben in den vergangenen 25 Jahren sehr viel von ihrem Grau verloren, überall auch viel Blumenschmuck. Eppendorf ist froher geworden.

Vor der Abfahrt gab es noch ein Abschiedsfoto.
(Waldemar Schmid)


Die LBO-Reisegruppe vor dem Hotel Prinz Albert in Eppendorf    (Foto: Privat)