Musikalische Postkarte aus Singapur - Bläser entführten mit ihrem Orchesterkonzert die Zuhörer in ferne Länder
26.09.2022

Musikalische Postkarte aus Singapur

Bläser entführten mit ihrem Orchesterkonzert die Zuhörer in ferne Länder

(von Markus Peters)

Meldung vom

Lohmar. Vor der Jabachhalle nieselte es herbstlich, drinnen begrüßte Vereinsvorsitzender Markus Schwedes die Besucher ungerührt zum traditionellen „Frühjahrskonzert“ – und brachte damit das Dilemma des Lohmarer Blasorchesters auf den Punkt. Gleich dreimal musste das Vorzeige-Ensemble der Stadt seinen Saison-Höhepunkt wegen Corona ausfallen lassen, jetzt wurde das ungewohnte Ausweichen in den Herbst mit dem Privileg versüßt, das Jahreskonzert als Auftakt der Lohmarer Kulturtage zu gestalten.

Für die Rückkehr nach der Zwangspause hat sich das von David M. Witsch exzellent eingestellte Orchester einiges vorgenommen. Musikalisch ging die Reise um den halben Globus nach Asien. Den Auftakt bildete die dreiteilige Dschingis Khan-Ouverture, in der Kees Vlak die Lebensgeschichte des Mongolenfürsten erzählt, ein filigran konstruiertes Werk, in dem besonders das Schlagwerk die Akzente setzte. Im zweiten Stück schickte Komponisten-Tausendsassa Philip Sparke eine „Postcard from Singapur“, für die er indonesische Volks- und Kinderlieder aufgreift; erneut eine Gelegenheit zu zeigen, wie geschmeidig die einzelnen Abteilungen des Hauptorchesters ineinandergreifen. In der Folge präsentierte Witsch den Oscar-prämierten, einzig wahren „River Kwai Marsch“. Filmmusik eines ganz anderen Genres gab es mit einem Lied aus dem populären Anime-Film „Das wandelnde Schloss“. Mit dem „Pokemon-Theme“ wurde auch das kultige Sammelkarten-Phänomen in die Jabachhalle geholt.

Populäre Seifenoper aus Japan

Durch das Programm führten David M. Witsch und Bassposaunist Simon Schilling, der die Moderationskarten gegen ein Tablet getauscht hatte. Fachkundige Unterstützung gab es von der in Tokio geborenen, jungen Sopranistin Chieko Kinugasa, die nicht nur die korrekte Aussprache der Stücke beisteuerte, sondern die asiatischen werke auch ansang. Mit „Hidamari no uta“, dem Titelstück einer populären Seifenoper, konnte sie ihren präzisen, kräftigen Sopran bestens in Szene setzen. Mit dem „Super Mario Bros.“-Thema und dem unverwüstlichen „Kung Fu-Fighting“ sollte das Crossover abgerundet werden.

In der Coronapause hat das Orchester seine Nachwuchsarbeit neu organisiert. Das Aufbau-Ensemble ist jetzt für erwachsene Neu- und Wiedereinsteiger gedacht, die mit eher unkomplizierten Stücken auch ohne allzu intensive Probenarbeit schnell erste Erfolge erfahren. Das Jugendorchester richtet sich an Schüler, die erste musikalische Gehversuche an Blasinstrumenten hinter sich haben. Beide Ensembles konnten auch im Jahreskonzert ihr Können zeigen. Geleitet werden sie von Johannes Friede, der derzeit ein musikalisches Projekt gezielt für Kinder und Jugendliche vorbereitet, die ansonsten nur schwer für kulturelle Angebote zu erreichen wären. Alle diese Formationen stehen für weitere Interessenten offen.

Wie viele Kulturschaffende hat auch das Lohmarer Blasorchester mit der derzeitigen Zurückhaltung der Besucher zu kämpfen. So gab es ungewohnt viele freie Plätze in der Jabachhalle – vielleicht ein Grund mehr für den etablierten Frühjahrs-Konzerttermin.